Sonderband 47 / Wien - München 1999
IL'JA KABAKOV
60-e - 70-e...
Zapiski o neoficial'noj žizni v Moskve
Literarische Reihe - herausgegeben von Aage A. Hansen-Löve
Il'ja Kabakov, international erfolgreichster Vertreter des Moskauer konzeptualistischen Kreises, ist als bildender Künstler bekannt für seine visuell-narrativen Installationen (post)totalitärer Befindlichkeit im musealen Raum. In den vorliegenden Aufzeichnungen rekonstruiert er das in den ersten Jahrzehnten der nachstalinistischen Ära zwischen gesellschaftlichem Aufbruch und repressiver (kultur)politischer Stagnation, intellektuellem Widerstand und alltäglicher Anpassung sich formierende "inoffizielle" Leben der russischen Metropole aus der Sicht eines seiner wichtigsten Akteure. Die zentrale theoretische Reflexion des eigenen Werdegangs, der Entwicklung ästhetischer Strategien sowie Anmerkungen zum Werk der Kabakov nahestehenden Gruppe von Künstlern und Schriftstellern werden begleitet von allgemeinen kulturphilosophischen Überlegungen, zeitgeschichtlichem Material und sehr persönlich gehaltenen "Abschweifungen" des Autors. Der solcherart stilistisch zwischen Autobiographie und kunsttheoretischem Kommentar pendelnde Text gewinnt nicht zuletzt durch die poetische Kraft einer im hermetischen Diskurs des Moskauer Undergrounds herausgebildeten Terminologie jene Literarizität, die ihn ungeachtet seiner vordergründig dokumentarischen Form zugleich zu einem logischen Bestandteil der Kabakovschen Metaerzählung macht.
Das in der ersten Hälfte der 80er Jahre entstandene Manuskript der "60er und 70er" kursierte lange Zeit ausschließlich im privaten Kreis; nach einigen Auszügen in Katalogen und Zeitschriften erschien 1999 als Sonderband 47 des Wiener Slawistischen Almanachs die erste vollständige, mit einem Namenindex versehene russischsprachige Ausgabe.